Montag, 14. Oktober 2013

Im Westen rauf – Im Osten runter. Der Roque de los Muchachos auf La Palma


2423 Meter ist er hoch - der "Roque de Los Muchachos". Damit ist er neben dem Pico de la Cruz (2351m) und dem Pico de la Nieve (2232m) die höchste Erhebung auf der Insel La Palma. Deshalb soll La Isla Bonita auch die steilste Insel der Welt sein – bezogen auf die Grundfläche (ca. 45 x 27 km). Der Roque, wie in die Palmeros kurz nennen, bietet ein für europäische Verhältnisse einmaliges Erlebnis: innerhalb kürzester Zeit ist man von Meereshöhe auf über 2400m und durchfährt dabei mehrere Klimazonen.

86 km ist sie, die Strecke vom Mirador „El Time“ über Puntagorda den Roque hoch und auf der Ostseite nach Santa Cruz de La Palma hinunter.

Warum Westseite hoch und Ostseite runter?

Nun, die Strecke über die Westseite ist steiler. Ich persönlich fahre steile Strecken lieber bergauf. Insbesondere, wenn ich mit einem Leihwagen unterwegs bin. Die Bremsen halt – man weiß ja nie. Dafür hat die Strecke hinunter Richtung Santa Cruz mehr Kurven. Beifahrer wollte ich da nicht sein ;-). Meiner Frau hingegen macht diese Kurverei nichts aus.

Zunächst geht es ohne große Klettereien Richtung Norden. Vorbei an Puntagorda, dann durch ausgedehnte Pinienwaldgebiete wird die LP-1 langsam steiler und wir kommen in das nördliche Weinanbaugebiet der Insel. Bei der kleinen Siedlung Hoya Grande verlassen wir die LP-1, die übrigens einmal um die ganze Insel herumführt und biegen rechts ab, dem Hinweisschild „Obervatorio Astrofisico Roque des Los Muchachos“ auf die LP-4 folgend.

Gut 10 km schlängelt sich die Straße nun durch ein Waldgebiet den Roque hinauf bevor wir die Baumgrenze erreichen. Nach drei – vier Kurven sehen wir schon die Kuppel des ersten Observatoriums und ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Observatorio Astrofisico“ zeigt an, dass wir rechts abbiegen müssen.

Überall diese typischen Kuppeln der Observatorien und riesigen Teleskope mit ihren verspiegelten Flächen (Tscherenkow-Teleskope) die zur Messung von Gammastrahlung hier oben aufgebaut wurden. Ausssteigen und Bilder machen – das sind hervorragende Fotomotive! Hier oben steht übrigens auch das mit 10,40m Spiegeldurchmesser größte Spiegelteleskop der nördlichen Erdhalbkugel.

Wir sind über den Wolken – Wahnsinn. Und kalt ist es hier oben – oder sagen wir besser frisch. Im Winter kann es durchaus mal vorkommen, dass hier oben Schnee liegt. Bilder hierzu gibt es im Internet jede Menge.

Auch im Sommer sollte man immer „etwas Warmes“ mitnehmen – Pullover, Jacke etc. Wenn man einen Laptop, ein Tablet oder ein Smartphone mit auf die Reise nach La Palma nimmt, was ich unbedingt empfehle, dann sollte man sich vor Antritt dieser Tour über die Wetterverhältnisse informieren. So richtig schön ist es hier oben, wenn kein Regen angesagt ist bzw. im Winter kein Schnee liegt. Um dies in Erfahrung zu bringen, gibt es im Internet die verschiedensten Wetterdienste und eine Webcam auf dem Roque. Oder man guckt die Wettervorhersage im spanischen Fernsehen oder fragt den Vermieter.

Und noch ein Tipp: Wenn man auf La Palma mit dem Auto unterwegs ist, immer etwas zu trinken (z.B. Flasche Wasser) einpacken. Auch auf dieser Strecke kommt man für viele Kilometer an keiner Gaststätte vorbei. An die Möglichkeit, - ist mir zwar noch nie passiert - dass der Leihwagen Kühlwasser braucht, mag ich gar nicht denken!

So die zahlreichen Teleskope haben wir gesehen und Fotos sind geschossen. Es geht weiter, man/frau will ja schließlich von hier oben mal hinunter in den Krater, ähh .. Caldera heißt dies ja hier, hinab schauen. Also zurück auf die LP-4 und rechts ab Richtung Santa Cruz.

Vorbei an vulkanischem Gestein in den schönsten Farben: Gelb, Orange, Rot, Lila, Grau, Schwarz – einfach wunderschön. Man möchte alle 10m anhalten und diese fantastische Landschaft im Bild festhalten. Zunächst nur links der Straße herrliche Sicht bis zum Meer hinunter und nach ca. 1,5 km erreichen wir rechte Hand den Rand der Caldera. Mit seinen 8 km Durchmesser und über 20 km Umfang ist dieser riesige Erosions- oder Senkkrater einer der ältesten Nationalparks Spaniens. Nicht einmal im 21. Jahrhundert sind sich die Wissenschaftler über die Entstehung der Caldera de Taburiente einig. Es scheint jedoch eines sicher: Alles, was wir sehen, ist Ergebnis des Kampfes zwischen Feuer und Wasser.

Am „Mirador de Los Andenes“ unbedingt anhalten!

Hier befindet sich nicht nur der Einstieg in einen schmalen Pfad, der entlang dem oberen Rand der Caldera führt, hier hat man vor allen Dingen den besten Blick in die Caldera. Natternköpfe wachsen hier, die typische Pflanze der Kanaren. Für Wanderfreunde ein wahres Paradies.

Leider ist es mir aufgrund meiner Herzerkrankung nicht möglich, die ganze Schönheit dieser Insel zu erwandern. Viele Gebiete auf La Palma sind aber durch das Straßennetz derart gut erschlossen, dass man vieles mit dem Leihwagen erkunden kann.

Weiter geht’s Richtung Santa Cruz. Als wir im Juni dort waren, taten uns fast die Augen weh von dem intensiven Geld des Kanarischen Ginsters, der hier oben massenhaft blüht. Alleine dieser Anblick war schon die Tour zum Roque wert.

Nächster Halt: noch oberhalb der Baumgrenze in einer langgezogenen Rechtskurve. Von hier aus hat man einen tollen Blick Richtung Norden bis nach Barlovento.

Auffällig in der Landschaft ist das riesige Wasserspeicherbecken „Laguna de Barlovento“ mit seinen bis zu 5 Mio Kubikmetern Wasser zur Bewässerung der Bananen-, Avocado-, und sonstigen Obstplantagen.
Und weiter geht’s. Zahlreiche Kurven führen durch ein reines Waldgebiet wieder hinab Richtung Ostseite. Gefühlte 500 teils enge Kurven später erreicht man wieder bebautes Gebiet. Endlich möchte man meinen. Dem ist jedoch nicht so. Die Landschaft hat ihren Reiz und einige schöne Parkmöglichkeiten, um das Auto auf der rechten Fahrbahnseite abzustellen und einen Blick hinunter zu riskieren. Unten liegt Santa Cruz und in der Ferne ist sogar der Flughafen zu erkennen.
Irgendwie ist man dann doch froh, wenn man wieder auf der LP-1 zurück ist.
Rechts abbiegen und gut 2 km später ist man im Herzen der Hauptstadt Santa Cruz de La Palma.
Aber dies ist schon wieder ein anderer Blog.

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